7% gefordert. 5,1% erhalten. Allerdings für die doppelte Laufzeit. Gemessen an der Forderung eher ein „Geht so“-Abschluss. Doch der „große Aufschrei“ blieb aus. Sowohl in den Geschäftsstellen der IG Metall als auch in den Betrieben. Vermutlich waren die einen froh, dass es überhaupt eine Lohnerhöhung geben wird? Und die anderen, dass sie unter den schwierigen Bedingungen einer Krise nicht weiterkämpfen mussten. Insofern war es wenig überraschend, dass am 28. November 2024 die Große Tarifkommission der IG Metall Baden-Württemberg den am 12. November in Hamburg erzielten Pilotabschluss beziehungsweise das tags darauf erzielte Verhandlungsergebnis zu dessen Übernahme für den ehemals wichtigsten Tarifbezirk der IG Metall bestätigte.
Damit war die Tarifrunde 2024 in der Metall- und Elektroindustrie praktisch beendet. Die Löhne steigen im kommenden Jahr (2025) in etwa so schnell wie die Inflation. 2026 – sofern die Prognosen zutreffen – sogar etwas stärker. Die deutlichen Reallohnverluste der Jahre 2022 und 2023 scheinen damit jedoch dauerhaft akzeptiert.
Die Details des Tarifabschlusses sind erneut kompliziert und für „einfache“ Mitglieder erst nach längeren Erklärungen verständlich. So dürfen zum Beispiel Unternehmen fortan Teile einer Sonderzahlung (den sogenannten „Trafo-Baustein“) verschieben oder streichen, wenn ihnen ihre Netto-Rendite nicht ausreichend erscheint .
Wir zweifeln daran, ob es der richtige Weg ist, den erodierenden Flächentarifvertrag durch immer weitere „Differenzierungsmöglichkeiten“ zu retten. Am Ende bleibt ein unübersichtliches, schwer verständliches Konstrukt, von dem jeder Kapitalist nach Belieben oder danach, wie gut er seinen Betriebsrat unter Druck setzt, abweichen darf. So weit sind wir zwar noch nicht. Aber in diese Richtung läuft es. Und wir sollten uns fragen, ob wir das wirklich wollen?
Denn durch „Differenzierung“; oder besser durch die Möglichkeit für den Unternehmer tarifliche Leistungen einseitig zu verschieben beziehungsweise zu streichen, wird der Zweck eines Flächentarifvertrages konterkariert. Wollten die Gewerkschaften ursprünglich mit dem gewerkschaftlichen Kampf gleich gute(!) Verdienste für vergleichbare Tätigkeiten innerhalb einer Branche durchsetzen, wird jetzt das „unternehmerische Risiko“ die gewünschte Gewinnmarge zu verfehlen oder Verluste zu schreiben, in Teilen auf die „lieben Mitarbeiter“ übertragen. Pardon. „Differenziert“.
Man fragt sich darüber hinaus; gibt es nicht bereits das „Pforzheimer Abkommen“? Dies ermöglicht doch „Differenzierungen“, also den Verzicht auf tarifliche Leistungen, wenn der Unternehmer zu klamm für Investitionen ist und dafür Gegenleistungen zum Beispiel in Form des Ausschlusses betriebsbedingter Kündigungen zusagt. Warum reicht das nicht?!
Noch eine grundsätzliche Bemerkung: so lange unserer Klasse nicht die Fabriken gehören und solange nicht nach einem an den Bedürfnissen der gesamten Gesellschaft orientierten Plan produziert wird, sondern die eiskalte Berechnung des Marktes regiert, kann und wird es keinen gerechten Lohn geben. Nicht Vernunft oder wirtschaftlicher Sachverstand bestimmen die Höhe unseres Lohnes, sondern allein welche Macht wir mit unserer Gewerkschaft der Macht der organisierten Kapitalisten entgegensetzen können. Das heißt aber auch, dass wir uns als Mitglieder der IG Metall um „unseren Verein“ kümmern müssen. Einfach nur Mitglied sein und die Verantwortung für Entscheidungen an Funktionäre beziehungsweise hauptamtliche Gewerkschaftssekretäre wegdelegieren, während man selbst auf dem Sofa sitzt, reicht leider nicht aus. Gewerkschaft ist das, was wir aus ihr durch unser kontinuierliches Engagement machen!
Wir bezahlen unsere Rechnungen in Euro! Nicht in „Prozent“ …
In einer Präsentation der IG Metall Baden-Württemberg zum Tarifabschluss wird dargestellt, wie viel Euro mehr die jetzt vereinbarten prozentualen Tariferhöhungen für verschiedene Entgeltgruppen (EG) in der Jahressumme bedeuten. Was dabei sofort ins Auge springt, es sind jeweils mehrere hundert Euro Unterschied …
EG 4 (angelernte Tätigkeit)
EG 7 (Facharbeit, z.B. nach einer dreieinhalbjährigen Dualen-Ausbildung
EG 12 (qualifizierte Tätigkeit; z.B. nach einem Dualen Studium)
Wir meinen: Unterschiede in der Qualifikation und Tätigkeit der jeweiligen Kollegs/innen werden durch die Eingruppierung abgebildet. Von einer Entgelterhöhung sollten alle gleichermaßen profitieren.
Um diesem Anspruch gerecht zu werden, halten wir es für angemessen, zukünftig in Tarifrunden einen festen Euro-Betrag zu fordern. Dies entspricht unserem Gerechtigkeitsempfinden und vermutlich auch dem der weit überwiegenden Mehrheit unserer Mitglieder.
Warum lässt sich die IG Metall Jugend „anbinden“?
Bei der Ausbildungsvergütung gelang ein größerer Schritt in die richtige Richtung. Sie steigt ab Januar 2025 um 140,- Euro. Was je nach Ausbildungsjahr einer Erhöhung von ca. 10 bis 12 Prozent entspricht. Die Maßstäbe bei der Höhe der Ausbildungsvergütung setzen aber weiterhin andere Gewerkschaften, insbesondere VerDi .
Der Tarifabschluss regelt auch, dass die prozentuale Anbindung der Ausbildungsvergütungen an die Eckentgeltgruppe (EG 7 in BaWü) entsprechend der 140,- Euro Erhöhung nach oben angepasst wird. Die „Anbindung“ als solche, bleibt aber als Ursache des Problems der „hinter andere Branchen zurückfallenden ME-Ausbildungsvergütungen“ bestehen.
Die Lösung wäre diese „Anbindung“ aufzuheben und folglich in der Forderungsdiskussion zu jeder(!) ME-Tarifrunden eine eigene Entgeltforderung für die Auszubildenden festzulegen. Das ist zwar mühsamer als von vorneherein zu wissen, dass man X Prozent des „Erwachsenenergebnisses“ bekommt. Aber es schläfert die IG Metall Jugend nicht tarifpolitisch ein!
Mindestziel der IG Metall sollte sein, vollständig zu Ausbildungsvergütungen des öffentlichen Dienstes aufzuschließen . Darüber hinaus macht es aus unserer Sicht Sinn, für die kommenden Tarifrunden zusätzlich eine Ballungsraumzulage und die Wiedereinführung von Azubi-Wohnheimen mit deutlich vergünstigten Mieten zu diskutieren. Womit das zum Teil erhebliche Gefälle in den Lebenshaltungskosten teilweise ausgeglichen werden könnte.
Was wurde noch vereinbart?
Die Voraussetzung der Umwandlung der tarifliche Zusatzgeldes (auch T-Zug genannt; 27,4 des Bruttoeinkommens im Juli jeden Jahres) in freie Tage werden zugunsten der Beschäftigten verändert. Zukünftig können auch Teilzeitbeschäftigte diese Möglichkeit nutzen. Schichtarbeiter, Kolleg/innen mit Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen erhalten leichter oder länger Zugang.
Allerdings gibt es für die ab jetzt zusätzlichen Wandlungsmöglichkeiten keine zwei freien Tage „extra“ vom Arbeitgeber. Sondern lediglich das „nackte Entgelt“ wird umgewandelt.
Es macht aus unserer Sicht Sinn – zum Beispiel in der Vorbereitung der nächsten Tarifrunde 2026 – noch einmal zurückzublicken, wie viele zusätzliche Kolleg/innen von den neuen, erweiterten Möglichkeiten der T-Zug-Wandlung tatsächlich profitiert haben.
Die IG Metall Mitglieder sind mehr als die Kulisse für schöne Fotos!
Im Frühjahr dieses Jahres wurden die IG Metall Mitglieder befragt, was denn aus ihrer Sicht eine angemessene Forderung für die Tarifrunde wäre. In Funktionärskreisen sprach man diesbezüglich auch von einer „Aktivierende Befragung“.
Uns gefällt diese Formulierung nicht, denn sie lässt bei einigen eine Haltung dahinter vermuten, die die Mitglieder der Gewerkschaft als eine „zu managende Masse“ betrachtet, deren Meinung ab und zu wichtig ist, die sich danach dann auch gerne wieder hinlegen darf. Bis sie erneut von denjenigen, die es „checken“ und „wichtig“ sind, gerufen werden.
Obwohl es hin und wieder Befragungen der IG Metall Mitglieder gibt, zweifeln wir daran, ob der nicht nur in Gewerkschaftskreisen weit verbreitete Paternalismus überwunden wurde. Die meisten Mitglieder und auch diejenigen, die wir für unsere Gewerkschaft gewinnen wollen, merken schnell, wie ernst das mit der „Beteiligung“ gemeint ist? Spätestens dann, wenn die auf Grundlage der Befragung erstellte Tarifforderung – es waren 7% auf 12 Monate Laufzeit – nichts mit dem späteren Abschluss zu tun hat. Mag sein, dass die Enttäuschten dann nicht gleich massenhaft Beschwerdebriefe schreiben, aber ihrer Motivation sich in der Gewerkschaft zu engagieren, ist der Paternalismus mit Sicherheit nicht zuträglich!
Wir fragen uns, ob bei vielen wichtigen Funktionären und „Entscheidern“ noch immer die überkommene Einstellung vorherrscht; „wir wissen schon, was für Dich gut ist, liebes Mitglied“. Überhebliche Ausdrucksweisen einiger Hauptamtlicher wie zum Beispiel „Erwartungsmanagement“ (der Mitglieder), wenn es darum geht die Höhe eines akzeptablen Tarifabschlusses zu diskutieren, und „Scheine machen“ (für Mitglieder gewinnen) lassen darauf schließen. Das sollte aufhören, denn es schadet unserer Gewerkschaft!
Wir hätten es gut gefunden, wären die Mitglieder unserer Gewerkschaft zum Tarifabschluss mit derselben Ernsthaftigkeit und mit demselben Engagement befragt worden, wie bei der Forderungsaufstellung im Frühjahr.
In der kommenden Tarifrunde sollte dies getan werden. Denn wer von seinem selbst verhandelten Abschluss wirklich überzeugt ist, hat keine Angst vor der Meinung der Gewerkschaftsmitglieder?!
Wann ist ein Kompromiss ein guter Kompromiss?
Wir wissen, solange es den Kapitalismus und damit den Gegensatz zwischen unserer Klasse und der der Fabrikbesitzer gibt, ist ein Tarifabschluss ist immer ein Kompromiss. Ein russischer Revolutionär schrieb dazu bereits vor vielen Jahren: „Jeder Proletarier erkennt, dank dem Milieu des Massenkampfes und der starken Zuspitzung der Klassengegensätze, in dem er lebt, den Unterschied zwischen einem Kompromiss, der durch die objektiven Verhältnisse erzwungen ist (wenn die Streikkasse leer ist, wenn die Streikenden keine Unterstützung von außen erhalten, wenn sie bis zum äußersten ausgehungert und erschöpft sind), einem Kompromiss, der bei den Arbeitern, die einen solchen Kompromiss geschlossen haben, die revolutionäre Hingabe und Bereitschaft zum weiteren Kampf keineswegs beeinträchtig – und andererseits einem Kompromiss von …, die ihren Eigennutz (Streikbrecher schließen ebenfalls einen „Kompromiss“!), ihre Feigheit, ihren Wunsch, sich bei den Kapitalisten lieb Kind zu machen, ihre Empfänglichkeit für Einschüchterungen, manchmal auch für Überredungskünste, für Almosen, für Schmeicheleien der Kapitalisten, hinter objektiven Ursachen verbergen.“
Die damalige Wortwahl war drastisch und man kann sich zudem heute fragen, ob „die Proletarier immer noch im zitierten „Milieu des Massenkampfs“ leben, meinen wir, im Prinzip gilt das Beschriebene immer noch.
Zugegeben: Auch wir haben auch die Steine von den Herzen vieler überzeugter, aber vor allem vieler nicht so überzeugter Gewerkschafter fallen hören: „In der aktuellen Krise hätten wir doch eh nicht länger streiken können.“
Aber stimmt das wirklich? Und wenn ja, warum?
Sollten wir nicht insbesondere dann kämpfen können, wenn der sprichwörtliche Baum brennt?!
Was ist in unserer Arbeit schiefgelaufen, wenn das nicht der Fall war?
Oder wollten wir das gar nicht?
„Der Traum ist aus. Aber wir werden alles dafür geben, dass er Wirklichkeit wird!“
Kaum war die Tinte unter dem in Hamburg erzielten Pilotabschluss trocken und die Übertragung in die anderen Tarifgebiete vereinbart, kündigten namenhaften Unternehmen erneut tausenden von Stellenstreichungen an. Als ob man nur darauf gewartet hätte, dass die IG Metall, das mit dem Streiken sein lässt.
Wie schön wäre es doch gewesen, wir hätten in der Tarifrunde den Mut, die Entschlossenheit und vielleicht auch den Willen gehabt, einen echten Inflationsausgleich durchzusetzen. Wir hätten den Kampf dafür verbinden können, mit dem Kampf für den Erhalt unserer Arbeitsplätze?! Als Höhepunkt dann noch vor Weihnachten ein großer bundesweiter Aktionstag für bessere Politik und eine klare Ansage die Adresse der neuen Regierung, noch während des Wahlkampfs.
Vielleicht hätten sich auch unsere Kolleginnen von VW angeschlossen? Und diese sich dann wenig später mit dem Tarifkampf von VerDi solidarisiert.
Stattdessen machen wir Klassenkampf in Zeitlupe. Und vor allem: jeder für sich.
Es scheint uns so, je aggressiver die Bosse werden, desto mehr beschwören einige die Sozialpartnerschaft. Aber eigentlich ist es so, wie der US-amerikanische Autor vor einigen Jahren schrieb: „Unsere Gewerkschaftsführer haben eine wichtige Lektion vergessen, die wir schon in der Grundschule gelernt haben. Wenn man dem Schläger gibt, was er will, wird er keineswegs dein Freund, sondern er will immer mehr, weil er
nun weiß, dass er es bekommt! Die einzige Möglichkeit, mit dem Klassentyrannen umzugehen, war, sich ihm zu stellen und sich zu wehren. Selbst wenn er dich verprügelte, empfand er für dich danach einen Respekt, den er vor den anderen, die sich ihm beugten, nicht hatte. Normalerweise ließ er dich dann in Ruhe, weil es zu viel Mühe machte, mit dir zu kämpfen und dein Gesicht in den Schnee zu drücken. Es war eben einfacher, jene anderen zu tyrannisieren, die ihm ohne Widerstand gaben, was er wollte.
In der Arbeitswelt ist das nicht anders. Als sich die ersten Gewerkschaften gegen die Unternehmer wehrten, brachte das für uns alle einen höheren Lebensstandard -selbst für diejenigen, die nicht in der Gewerkschaft waren. Dank der Gewerkschaften gibt es Sozial-, Kranken- und Rentenversicherungen, Gesetze gegen Kinderarbeit, Sicherheitsvorschriften und Löhne, die es selbst einem ungelernten Arbeiter ermöglichen, viele Produkte zu kaufen, wodurch wiederum mehr Leute Arbeit finden. Wer gern über die Gewerkschaften schimpft, sollte sich einmal umsehen. Das Leben ist deutlich besser, weil jemand in der Gewerkschaft dafür gekämpft hat. Unternehmer werden nie zu Menschenfreunden, wenn man sie nicht dazu zwingt.“
Wem das zu literarisch war, für den haben wir auch ein passendes Zitat von Otto Brenner. An die Adresse der Unternehme sagte er: „Wir sind Tarifpartner und keine Sozialpartner.“ Und an unsere eigene Adresse der eigenen Gewerkschaft: „Machen wir es uns ganz deutlich: In der Gesellschaft, in der wir leben, gibt es Klassen und Klassenunterschiede, gibt es Klassenkampf.“
Wir hatten die Chance, vor der kommenden Bundestagswahl notwendige gewerkschaftliche Kämpfe miteinander zu verbinden, die Angriffe der Unternehmer zumindest in Teilen abzuwehren und dadurch auch politisch Stärke zu zeigen. Nur leider haben wir diese Chance vergeigt!
Wir fragen uns, ob das an der „objektiven Bedingung“ lag, dass möglicherweise viele Belegschaften nicht kampfbereit waren oder es gar nicht erst gewollt wurde.
Man kommt schon ins Grübeln, wenn über zig Monate hinweg, die Ankündigungen von Stellenstreichungen, Verlagerungen und der Rücknahme von bedeutsamen Investitionen nicht aufhören. Wenn zugleich die Infrastruktur verrottet, Milliarden für Krieg und Aufrüstung verschwendet werden, die Milliardäre in Deutschland immer mehr und immer reicher werden; die Armut ebenfalls rasant zunimmt. Und zugleich die AfD als scheinbare Alternative immer stärker wird.
Bessere Politik gibt es nicht allein von der Empfehlung „wählen zu gehen“ gehen! Bessere Politik erfordert unseren gemeinsamen Kampf. Mehr noch den aller DGB-Gewerkschaften beziehungsweise unserer ganzen Klasse. Deshalb kommt der IG Metall Aktionstags am 15. März 2025 zu spät. Es sei denn man setzt auf Paternalismus und Sozialpartnerschaft.
Will die IG Metall eine von der Regierung unabhängige Kampf- und Klassenorganisation sein?
Oder sind wir doch nur ein Teil des „gesellschaftlichen Institutionengefüges“ (auch bekannt als „Establishment“)? Betäubt von der Illusion der „Sozialpartnerschaft“ mit den Bossen, fest verbunden mit der immer kleiner werdenden SPD. Und sich der „Wettbewerbsfähigkeit“ des Standorts Deutschland verpflichtet fühlend; gegen die neuen und alten Konkurrenten in aller Welt?!
Wir wissen aus unserer Geschichte, wozu das führt und sollten die Fehler früherer Generationen nicht wiederholen. Das heißt auch, nicht bis zu Selbstverleugnung die „Sozialpartnerschaft“ zu beschwören. Wer als Teil des „Establishments“ wahrgenommen wird und den Unzufriedenen keine Alternative bietet, überlässt den Rechten die „Soziale Frage“. Da hilft dann auch keine „Respekt Kampagne“.
Deshalb fragen wir uns, wem die zusammen mit dem Tarifabschluss unterzeichnete, sogenannte „Sozialpartnererklärung“ nutzt.
Auch wenn darin durchaus richtige wirtschaftspolitische Themen benannt werden, wird uns spätestens bei der Frage „Wer soll denn das bezahlen“ die Realität des von manchen auch leicht verschämt „Interessengegensatz von Arbeit und Kapital“ genannten Klassenkampfs wieder einholen! Insbesondere wenn der aktuelle und wohlmöglich auch zukünftige Kriegsminister eine weitere, baldige Erhöhung des „Verteidigungsetats“ auf 3,5% des Bruttoinlandsprodukts fordert; was ca. 140 Mrd. für den krieg bedeuten würde.
Wer kann sich vorstellen, dass die kommende Bundesregierung ohne vorherigen gewerkschaftlichen Kampf die Steuern für die Reichen erhöht, um daraus dann die Infrastruktur zu sanieren, das Bildungssystem zu verbessern und den Sozialstaat auszubauen? Und dass genau diese Art der Finanzierung unser „Sozialpartner“ Gesamtmetall auch noch gut findet?
Niemand bei Verstand kann sich das vorstellen. Wir sollten deshalb besser nicht auf kleine oder große Wunder hoffen, sondern als Gewerkschafter/innen „ohne Illusionen in Kapitalisten und Staat“ mit unseren eigenen bescheidenen Mitteln damit beginnen die Arbeiterbewegung hierzulande zu stärken. Wenn wir das hinkriegen, könnte das zugleich ein äußerst wirksamer Beitrag zu einer Gesellschaft jenseits von Ausbeutung und Krieg sein!
Und wem unserer Stellungnahme zu kritisch war, dem legen wir ein Zitat des eines früheren IG Metall Vorsitzenden ans Herz: „Die notwendige Auseinandersetzung um die Gewerkschaftslinie wird allzu häufig abgewürgt.“
Januar 2025
Fußnoten:
Wie so oft finden sich „die Haken“ im Kleingedruckten. Durch diese sogenannte „Differenzierung“ des „Trafo-Bausteins“ könnte damit im kommenden Jahr und im Jahr 2026 der Jahresverdienst dann doch unter der zu erwartenden Preissteigerung liegen?!
Ein Azubi im 3. Ausbildungsjahr in der ME-Industrie in Baden-Württemberg verdient inclusive der 140,- Euro Erhöhung ab Januar 2025 1.443, –